Stephanie Thoennissen, 42 Jahre, promovierte Betriebswirtschaftlerin und Mutter zweier entzückender Kinder, lebt in Köln und ist als selbstständige Beraterin auf die Medizinproduktbranche spezialisiert. Stephanies Arbeitsalltag ist durchgetaktet, von morgens 7 bis abends 21 Uhr. Ihre positive Energie und ihr Strahlen lässt sich die erfolgreiche Working Mum ebenso wenig nehmen wie ihre Entspanntheit.
Für uns ein blendendes Beispiel, wie man es schaffen kann, Job und Familie unter einen Hut zu bringen, auch wenn häufig viel Organisationstalent gefragt ist.
Im Interview verrät sie uns, welchen Rat sie ihrem jungen Selbst geben würde, was sie von der Frauenquote hält und wie ihr Business Power Look aussieht.
Wie bist Du in die Pharmaindustrie, bzw. zu Medizinprodukten gekommen?
Nach meinem BWL Studium habe ich bei der Boston Consulting Group angefangen, zunächst mit dem Schwerpunkt Financial Services. Parallel habe ich nach einem spannenden und zu mir passenden Promotionsthema gesucht. Dies fand ich schließlich in der Gesundheitsökonomie, da ich mich aus familiären Gründen zu dieser Zeit stark mit den damaligen Veränderungen in der Gesundheitsversorgung auseinandergesetzt habe.
Nach dem Sabbatical für die Promotion habe ich – zurück bei BCG – noch einige Projekte für Krankenversicherer und auch für Pharmaunternehmen gemacht, bevor ich schließlich zu Novartis gewechselt bin. Das war sehr spannend und der Konzern bot tolle Entwicklungsmöglichkeiten.
Durch die Geburt unserer Kinder war ich jedoch nicht mehr so mobil und an Köln als Familien-Basis gebunden. Das schränkte die tollen Möglichkeiten im Konzern naturgemäß stark ein.
In welchem Bereich arbeitest Du momentan?
Nach der Geburt unseres Sohnes vor knapp fünf Jahren habe ich Novartis den Rücken gekehrt und arbeite seitdem als selbständige Beraterin vor allem für das Unternehmen meines Mannes mit Sitz in Köln.
Bis ich dazu gestoßen bin, war dieses ein reines Marketing- und Vertriebsunternehmen, vor allem mit Produkten für Orthopäden. Ich habe dann einen neuen Bereich aufgebaut und das Unternehmen zu einem Hersteller von Medizinprodukten gemacht.
Für die sog. CE Zertifizierung mussten umfangreiche regulatorische Voraussetzungen geschaffen werden. Für die Produktentwicklung müssen viele wissenschaftliche Untersuchungen und Studien durchgeführt, zahlreiche technische Validierungen gemacht, Lieferanten koordiniert und deutsche sowie internationale Kunden betreut werden. Da wir ein sehr kleines Team und im Bereich der Herstellung quasi ein Start-Up sind, mache ich das fast alles selbst. Das ist ein echter Kraftakt, aber auch eine schöne intellektuelle Herausforderung.
Du arbeitest mit Deinem Mann eng zusammen. Wie funktioniert das und wann darf nicht mehr über Arbeit gesprochen werden?
Ganz klar, wenn die Kinder dabei sind, ist der Job kein Gesprächsthema! Zumindest probieren wir das.
Ich gebe zu, dass ich anfangs sehr skeptisch war, ob es eine gute Idee ist, beruflich gemeinsame Sache zu machen. Inzwischen gefällt es mir gut. Das liegt wohl insbesondere daran, dass wir sehr klar getrennte Aufgaben- und Verantwortungsbereiche haben. Wir kommen uns somit nur selten fachlich in die Quere. Tatsächlich genießen wir es, dass wir mittags zusammen essen gehen und uns mit unseren oft spannenden beruflichen Themen auseinandersetzen können. Unsere unterschiedlichen Talente und beruflichen Werdegänge ergänzen sich ziemlich gut.
Müssen Frauen Deiner Meinung nach in der Berufswelt generell härter kämpfen?
Das habe ich so nicht erlebt. Mir scheint, dass Frauen beruflich eigentlich alle Möglichkeiten haben, aber die Sache mit der Familiengründung trägt uns dann leider oft aus der Kurve.
Brauchen wir Frauenquoten oder gibt es für Dich auch alternative Ansätze?
Gerade in Westdeutschland ist das Familienverständnis immer noch sehr traditionell und konservativ. Sind Kinder da, tritt ganz oft die Frau langfristig beruflich kürzer und die Karriere des Mannes hat auf einmal Vorfahrt – egal, wer vorher wie intensiv gearbeitet und wer wieviel verdient hat. Und viele Paare fühlen sich damit ja durchaus wohl. Daher bin ich nicht sicher, ob eine Frauenquote da helfen kann. Als Eltern möchten wir für unsere Kinder da sein und diese nicht zehn Stunden am Tag in eine Betreuungseinrichtung geben.
Aber müssen es immer wir Frauen sein, die um 15:00 Uhr hektisch das Büro verlassen? Es sollte uns nicht reichen, nur in Teilzeit „irgendetwas zu machen“, sobald Kinder da sind. Es kann meiner Meinung nach nicht sein, dass regelmäßig die Frauen zurückstecken und auf spannende, gut bezahlte Jobs verzichten. Das stellt außerdem ein Armutsrisiko für uns Frauen dar (aber das ist wieder ein anderes Thema).
Um das zu ändern, bräuchte es vielleicht ein neues gesellschaftliches Mindset, das es Vätern und Müttern in Führungspositionen ohne „Naserümpfen“ erlaubt, nachmittags Kinder zu betreuen und sich abends wieder an den Rechner zu setzen. Ein Mindset, in dem sich Männer genau wie ihre Frauen für all die Themen verantwortlich fühlen, die dem privaten Kontext zuzuordnen sind. Ein Mindset, in dem beide Partner sich auf Augenhöhe begegnen und sich abstimmen, wie eine spannende berufliche Tätigkeit für beide möglich sein kann und das Familieneinkommen gesichert ist.
Welchen Rat würdest Du deinem jungen Selbst geben?
Mit meinem Werdegang bin eigentlich ganz happy und grundsätzlich würde ich gar nichts ändern wollen. Aber ich würde meinem jungen Selbst raten, ab und zu mal ein bisschen milder zu mir selbst zu sein. Es bringt nichts, stets überkritisch mit sich selbst zu sein und sich damit die Laune zu vermiesen. Ein hoher Anspruch an sich selbst ist ja fein und wichtig, man sollte sich aber nicht ständig selbst im Weg stehen. Das Leben auch in stressigen Phasen genießen und Erreichtes auch mal anständig feiern – das hätte ich in jungen Jahren mehr machen sollen.
Was macht für Dich eine gute Managerin aus?
Zunächst einmal sehe ich hier keinen Unterschied zwischen Manager und Managerin. Ich habe mit Chefs und Chefinnen gearbeitet, habe sehr inspirierende Manager und Managerinnen kennengelernt und totale Ausfälle, ebenfalls aus beiden Geschlechtern. Ich finde es wichtig, dass ein guter Manager ein klares strategisches Ziel für seine Abteilung oder sein Unternehmen vor Augen hat und es schafft, sein Team dafür zu begeistern. Eine angstfreie Arbeitsatmosphäre schaffen, seinen Leuten etwas zutrauen und Freiräume gewähren, sich einzubringen, aber auch für solche Mitarbeiter ansprechbar zu sein, die sich schwertun, gehört ebenfalls dazu.
Beruf und Familie, das ewige Thema: Wie schaffst Du den Spagat?
Es ist eine Herausforderung, keine Frage. Seit der Geburt unserer Kinder muss alles durchorganisiert und klar abgesprochen werden. Wir haben eine feste Unterstützung für die Kinder, ohne die es nicht funktionieren würde. Auch die Großeltern springen immer wieder ein, gerade wenn wir beruflich gemeinsam unterwegs sein müssen. Das bedeutet einen finanziellen und organisatorischen Aufwand, der nicht zu unterschätzen ist. Aber auch wenn das vielleicht Verzicht an anderer Stelle bedeutet, ist es für uns das passende Konzept.
Wie sieht eine gute Work-Life-Balance für Dich aus?
Das sieht für mich bestimmt ähnlich aus wie für viele andere: Ein spannender und gut bezahlter Job bei gleichzeitig viel schöner Zeit mit der Familie. Das klappt natürlich mal besser und mal schlechter. Ich schätze es durchaus, dass Berufliches und private Zeit manchmal ineinanderfließen. Mich stört es überhaupt nicht, wenn mich ein Kunde noch abends um 21 Uhr anruft. Dank unserer digitalen Devices sind wir immer erreichbar, was ich jedoch nicht als stressig empfinde. Es beruhigt mich eher, wenn ich weiß, was los ist. Deswegen gibt es auch im Urlaub keine „Out of Office Reply“ bei mir.
Auftanken kann ich mit meinen Kindern, beim Sport, mit Freunden und im Urlaub natürlich. Dank unserer Selbständigkeit können wir auch mal später ins Büro kommen oder früher gehen, um die Kinder bei ihren Events zu begleiten, sei es bei einem Ausflug in der Schule oder zur Adventsaufführung im Kindergarten…
Wie wichtig ist Deiner Meinung nach ein passendes Business Outfit?
Extrem wichtig! Aber auch eine schwierige Herausforderung. Mein Business Outfit soll souverän, schick und auch ein bisschen cool sein, dabei auf keinen Fall spießig oder madamig. Im besten Fall ist das Ganze auch noch reisetauglich. Und dann muss es noch richtig gut sitzen und meine Schokoladenseiten betonen. Das ist viel verlangt, und so bin ich ständig auf der Suche!
Umso mehr schätze ich Styles4Work und finde es klasse, dass meine Freundin Alexandra hier Abhilfe schafft! Ich habe sie von Anfang an in ihrer Idee, eine kuratierte Plattform für „Working Women“ und Business Outfits zu gründen, bestärkt.
Gibt es für Dich ein Business Outfit, in dem Du dich immer gut fühlst?
Ein perfekt geschnittener Blazer, idealerweise ein bisschen extravagant in Farbe, Schnitt oder Material. Dazu die passende Hose oder einen Pencil Skirt. Ansonsten mein Lieblingsbasic: Die weiße Bluse in allen Varianten, davon kann ich nicht genug haben.
Welches Buch liegt gerade auf Deinem Nachttisch?
„Becoming“ von Michelle Obama, eine beeindruckende und sympathische Frau mit spannendem Werdegang. Und die „Schule der magischen Tiere“, aktuell Band 10, zum Vorlesen.