31 Jahre ist sie alt, Farina Schurzfeld von Selfapy, und voller Energie. 2016 hat sie zusammen mit zwei Partnerinnen Selfapy gegründet, einem Therapieportal, das Soforthilfe bei psychischen Belastungen bietet.
Nach ihrem BA Studium in Hamburg und Dubai, ging es nach Australien, wo sie noch während Ihres MIB Studiums in die australische Start-up Welt eintauchte. Im Gründungsteam von Groupon Australien und Airtasker, baute sie zwei internationale Firmen mit auf und nach einem kurzen Stop-over in NYC landete sie in Berlin. Ein Schicksalsschlag in ihrer Familie brachte sie zum Thema Psychotherapie und gab den Denkanstoß, die Versorgungslücke für psychisch belastete Menschen zu schließen. Heute ist sie Gründerin & CMO bei Selfapy mit inzwischen 30 Mitarbeiter. In unserem Interview erfahrt ihr mehr über ihr Herzensprojekt, was sie als inspirierend empfindet und welche gesellschaftlichen Themen sie beschäftigen.
Steckbrief
Name: Farina Schurzfeld
Alter: 31
Familienstatus: ledig
Beruf und Position: Gründerin & CMO
Wo lebst Du? In Berlin, im schwäbischen Teil. 😉
Wie würdest Du deinen Lifestyle umschreiben? Aktiv.
Hobbies: Volleyball, Tennis, Tanzen und im Winter sehr gern in der Sauna schwitzen.
Folgst Du einem Motto? Your reality is what you make it, what you choose to see, and what you choose to allow yourself to do. There are possibilities all around you – magic all around you – no matter what situation you’re in.
Kannst Du uns kurz das Konzept von Selfapy erklären?
Selfapy bietet wirksame Soforthilfe für Menschen, die unter psychischen Belastungen wie Depressionen, Angst- und Essstörungen leiden. Unsere 3 bis 6-monatigen Kurse basieren auf der Verhaltenstherapie und sind klinisch wirksam. Auf Wunsch begleitet Dich ein Psychologe mit wöchentlichen Gesprächen per Telefon.
Woher kam die Idee zu Selfapy?
Schon immer habe ich mich sehr für Psychologie interessiert und hätte es mein Notendurchschnitt zugelassen, wäre auch das Psychologie-Studium eine Alternative zu BWL gewesen. 😉 Als in meinem Familienkreis 2015 ein schwerer Krankheitsfall auftrat und psychologische Unterstützung dringend notwendig war, wurde ich das erste Mal mit der Versorgungslücke konfrontiert. Damals wusste ich mir nicht zu helfen, fing aber an zu googlen und traf auf meine jetzigen Mitgründerinnen Nora & Kati, die gerade mit Selfapy gestartet waren. Gemeinsam sammelten wir Investment ein und gemeinsam ging es dann Vollgas los Anfang 2016.
Was sind die nächsten Ziele von Selfapy?
Das niemand, der psychologische Unterstützung sucht warten muss, niemand, der leidet sollte sich schämen Hilfe in Anspruch zu nehmen. Unser Ziel ist es mit dem Stigma psychischer Erkrankungen zu brechen und (wirksame) Therapie für jeden zugänglich zu machen.
Was sind für Dich unbedingte Tools für das schnelle Wachsen eines Start-ups?
Ich möchte hier nicht auf Skalierbarkeit oder Produkte eingehen, sondern vielmehr den menschlichen Faktor in den Fokus stellen.
Der wichtigste Erfolgsfaktor ist gerade am Anfang das Team. Mit dem richtigen Team schafft man einen Wert und kann diesen auch erfolgreich nach außen tragen. Auch wenn Dinge mal nicht so laufen, wie sie sollen, kann das richtige Team dazu beitragen, ein alternatives Geschäftsmodell zu finden und Ansätze zu überdenken. Das Wichtigste jedoch ist, dass man mit dem richtigen Team Freude hat an dem was man tut.
Dazu ist das persönliche Netzwerk ein großer Hebel. Egal um eine Zweitmeinung/Expertise einzuholen, Finanzgeber oder Talent für das Team zu rekrutieren. Ein Netzwerk aufzubauen, dies zu pflegen, ist Arbeit – aber es lohnt sich.
Was sind die größten Herausforderungen in Deiner jetzigen Position?
1. Prioritisieren und vor lauter Opportunitäten den Fokus nicht zu verlieren.
2. Wachstum vs. Geld zusammenhalten.
Hattest Du selbst Mentoren auf Deinem beruflichen Werdegang?
Ja, einige. Sowohl aus der Familie, wie auch aus der Wirtschaft. Mein größter Mentor zur Zeit heißt Robert und coached mich eher auf der persönlichen Ebene.
Was war der wichtigste Rat, den Du von einer anderen Frau bekommen hast?
Sei eine Frau und versuch nicht in der Männerwelt die männlichen Werte anzustreben oder sogar mit diesen in den Wettbewerb zu treten. Ich bin keine große Befürworterin der Frauenquote oder übertriebenem Sexismus. Chancengleichheit ok, aber wichtig finde ich insb., dass wir Frauen uns treu bleiben und Hand in Hand mit den Männern danach streben, die Welt ein Stück bewusster wahrzunehmen und evtl. sogar ein Stück besser zu machen.
Wie beurteilst Du die Gründerszene in Deutschland, speziell für Frauen?
Frauen haben oft nicht den Mut zu gründen, was viele Ursachen hat und insb. mit Erziehung und dem Bild innerhalb der Gesellschaft zu tun hat.
Glaubst Du, dass Frauen im Beruf generell härter kämpfen müssen?
Nein.
Benutzt Du selbst soziale Medien?
Ja, aber nicht übermäßig. Facebook, um mit Freunden, insb. aus dem Ausland in Kontakt zu bleiben, Instagram für zB Kochrezepte oder Interior Design, als Entertainment Medium YouTube. An vielen Wochenenden und Abenden jedoch liegt mein Handy nicht in Reichweite, ich genieße es im „Jetzt“ zu sein, ohne Handy in der Hand.
Mode ist ein emotionales, sehr persönliches Thema. Gibt es für Dich einen Business Look, der immer passt?
Schwarze Jeans von Drykorn, Sneaker und ein weißes Hemd. Dazu meine beige Liebeskind Tasche.
Gibt es für Dich Power Farben im Job?
Ich bin da eher ‚klassisch‘ unterwegs und trage viel grau, schwarz, weiß. Farbenfroh bin ich im Job eher weniger, dafür aber beim Sport ein buntes Knallbonbon.
Baust Du Modetrends in Dein Work Wear ein?
Eher weniger, ich bin nicht wirklich die Fashionista.
Was rätst Du Frauen, die Ihren Style noch suchen?
Einen Laden finden mit netten Verkäuferinnen, in dem man sich wohl fühlt und bei denen man sich beraten lässt.
Wer oder was inspiriert Dich?
Zeit für mich und ein Ausgleich zwischen Work/Life. Die kreativsten Ideen kommen mir nicht auf meinen Bürostuhl, daher nehme ich mir bewusst Zeit für mich, genieße zB eine abendliche Auszeit in der Sauna oder den Spaziergang in der Mittagspause durch den Park.
Welches gesellschaftliche Thema liegt Dir am Herzen?
Das Stigma psychischer Erkrankungen in der Gesellschaft. Auch wenn die Aufklärung immer besser wird und nach Ereignissen wie dem Suizid von Robert Enke das Thema psychische Erkrankungen mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommt, haben Menschen mit psychischen Erkrankungen auch heute noch mit den Folgen von Stigmatisierung zu kämpfen. Die Angst vor Zurückweisung und Ausgrenzung ist für sie eine enorme Belastung, die sich auch negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken kann. Gemeinsam mit Selfapy wollen wir gegen eben dieses Stigma kämpfen und den Menschen Mut machen, darüber zu sprechen. Psychische Erkrankungen wie Depressionen sind eine Krankheit. Depressionen sind behandelbar.