Sabine Müller hat einen herausfordernden und verantwortungsvollen Job in Führungsposition. Sie setzt sich außerdem leidenschaftlich für die Förderung von weiblichen Führungskräften ein. Das klingt für uns nach dem Inbegriff von Female Empowerment. Mehr als Grund genug, Sabine einige persönliche Fragen zu stellen.
Seit fast zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Sabine Müller mit der Logistikbranche. In ihrer Karriere durchlief sie verschiedene Bereiche, u.a. Strategie, Unternehmensorganisation und Beratung. Inzwischen ist sie CEO von DHL Consulting, der unabhängigen strategischen Lieferketten- und Managementberatung des Deutsche Post DHL Konzerns. Weltweit managt sie 120 Berater. Ein Job mit enormer Verantwortung, den sie mit viel Enthusiasmus und Weitblick ausübt.
Eine ihrer weiteren Leidenschaften ist die Förderung von Frauen in Führungspositionen. Die gehört für sie als grundlegende Voraussetzung zum Unternehmenserfolg. Sabine Mueller ist davon überzeugt, dass Vielfalt an Perspektiven und Führungsstilen zu besseren Entscheidungen führen.
Was wolltest Du als Kind werden?
Mein Traum als Kind war es immer, Tierärztin zu werden. Später dann wollte ich meine eigene Firma haben.
Gab oder gibt es für Dich ein Vorbild?
Als ich jung war, war Pippi Langstrumpf mein Vorbild. Ich mag ihre ungezogene, unabhängige Natur. Heute habe ich mehrere Vorbilder, die mich inspirieren, was sie tun oder wie sie es tun. Mein ehemaliger Chef zum Beispiel gab mir viel Vertrauen und Handlungsfreiheit und ich habe schnell gemerkt, wie sehr mich das motiviert. Sheryl Sandbergs Bücher und Artikel haben mich dazu gebracht, mich für Geschlechtergerechtigkeit in Führungspositionen einzusetzen.
Aus heutiger Sicht, was waren Deine drei entscheidenden Erfolgsfaktoren?
1. Ich verlasse meine Komfortzone und nehme meine Ängste an.
2. Den Mut haben, nach dem zu fragen, was ich will.
3. Hingabe, Ausdauer, Begeisterung und Humor.
Stellst Du mehr Männer oder Frauen ein und was sind die entscheidenden Aspekte?
Derzeit besteht DHL Consulting zu 70 Prozent aus Männern und zu 30 Prozent aus Frauen, aber wir arbeiten hart daran, dies zu ändern. Unser Einstellungsziel für dieses Jahr ist 50:50 – aber das ist leichter gesagt als getan. 75 Prozent der Bewerbungen, die wir 2018 erhielten, stammten von männlichen Bewerbern.
Deshalb haben wir ein Maßnahmenpaket entwickelt, dass die Zahl der weiblichen Bewerber erhöhen soll. Meine Social-Media-Aktivitäten sind ein Beispiel dafür. Wir starten in diesem Jahr auch eine Reihe von Veranstaltungen, um weibliche Mitarbeiter zu gewinnen. Wir wollen als unterstützende Plattform wirken und Kandidatinnen gewinnen. Auch um Karrieremöglichkeiten zu diskutieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist Voreingenommenheit, die wollen wir in jedem Fall während des gesamten Rekrutierungsprozesses vermeiden. Wir alle geraten gelegentlich in die Falle, Kandidaten zu bevorzugen, die ähnlich denken oder die uns an uns selbst erinnern. Dessen sind wir uns sehr bewusst und unsere Interviewer sind darauf trainiert, dies zu Wir sind uns dessen sehr bewusst und alle unsere Interviewer sind darauf trainiert, dies zu verhindern.
Brauchen wir Frauenquoten oder gibt für Dich auch alternative Ansätze?
Wir brauchen keine Quoten, aber Führungskräfte sollten Vielfalt zu einer Priorität auf ihrer Agenda machen. Mein Ansatz ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem Frauen und Menschen aus allen Lebensbereichen geschätzt werden. Vielfalt funktioniert am besten, wenn jeder Mitarbeiter in einem Unternehmen daran glaubt.
Warum glaubst Du, dass Vielfalt zu besseren Entscheidungen führt?
Meine Erfahrung zeigt, dass unterschiedliche Teams unterschiedliche Perspektiven und Hintergründe zusammenbringen. Kognitive Vorurteile und allgemeingültige Annahmen werden hinterfragt. So werden innovative Ideen gefördert, was zu qualitativ hochwertigen Ergebnissen und besseren Entscheidungen führt. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Förderung einer Diversity-Agenda einen spürbaren Mehrwert für das Unternehmen schafft.
Die Digitalisierung stellt den Business-as-Usual-Ansatz ständig in Frage und zwingt uns als Führungskräfte, unser Betriebsmodell immer wieder zu überdenken. Eine umfassende Vielfalt in der Unternehmensführung, wie es denkt und handelt, ist entscheidend, um einen Wettbewerbsvorteil in dem sich verändernden Umfeld von heute zu erzielen.
Was macht für Dich eine gute Managerin aus?
Meiner Meinung nach ist die Definition einer guten Führungskraft nicht geschlechtsspezifisch. Diese Definition hat sich seit Beginn meiner Karriere ohnehin weiterentwickelt. Funktionale Expertise, schnelle Entscheidungsfindung und die richtigen Persönlichkeitsmerkmale reichen nicht mehr aus, um durch die Komplexität des heutigen Geschäftsumfeldes zu navigieren. Unsere emotionale Intelligenz, Empathie und die Fähigkeit, persönliche Beziehungen zu managen, sind wichtiger denn je. Wir müssen vertrauenswürdiger, agiler, flexibler, kooperativer und kreativer werden, um im digitalen Zeitalter erfolgreich zu sein. All diese Fähigkeiten hängen stark von funktionierenden zwischenmenschlichen Verbindungen, Kontakten und Kommunikation ab.
Wie lang ist Dein Arbeitstag?
Das ist ganz unterschiedlich und das ist das Wunderbare an meinem Job. Ich reise etwa 30 Prozent meiner Zeit und verbringe weitere 10-15 Prozent in meinem mobilen Büro. Wenn ich im Büro bin, bin ich ein Frühaufsteher, ich fange um 8 Uhr morgens an und höre gegen 19 Uhr auf.
Hast Du einen Tipp für Frauen auf ihrem Karriereweg?
Siehe Frage Nr. 3 und genieße, was du tust!
Wie wichtig ist Deiner Meinung nach ein passendes Business Outfit?
Innerhalb von Sekunden bilden wir uns eine Meinung über jemanden, den wir zum ersten Mal treffen. Noch bevor diese Person überhaupt anfängt zu reden. Deshalb halte ich ein geeignetes Business-Outfit für sehr wichtig. Das heißt nicht, dass es keine Möglichkeiten gibt, den persönlichen Stil zu integrieren. Aber in einem professionellen Umfeld, und vor allem bei der Arbeit mit Kunden, ist es wichtig, auch professionell auszusehen.
Für Frauen ist es noch schwieriger, ein gutes Business Outfit zu finden. Ich bin ein echter Fan von Styles4Work. Ich bekomme dort jede Menge Inspiration und coole Tipps.
Außerdem kann ein Outfit auch den Gemütszustand beeinflussen. Es soll auf jeden Fall in jeglicher Situation unterstützend wirken.